Die Preise für Molkereiprodukte geraten in Deutschland erneut ins Rutschen. Der Discounter Aldi kündigte am Dienstag (6. Juni) an, die Preise für über 50 Molkereiprodukte wie Milch, Sahne oder Joghurt ab Mittwoch dauerhaft um bis zu 15 Prozent zu senken.
So soll der Preis für einen Liter H-Milch oder frische Vollmilch der Eigenmarke Milsani von 1,15 Euro auf 99 Cent sinken. Bei Kaufland werden laut einer Mitteilung mehr als 350 Molkereiprodukte ab Mittwoch günstiger, weil Rohwarenpreise gesunken seien. Auch Edeka und Netto Marken-Discount kündigten an, die Preise für Molkereiprodukte «in vergleichbarem Umfang» zu senken.
Restlicher Handel dürfte bald mit Preissenkungen folgen
Der Schritt kommt nicht überraschend. Das Branchenfachblatt «Lebensmittel Zeitung» hatte bereits in der vergangenen Woche berichtet, dass die Preise für Milchprodukte in den Verhandlungen des Handels mit den Molkereien erneut unter Druck geraten seien. «Es zeichnen sich erneute Preissenkungen für Trinkmilch und andere Standardartikel der Weißen Linie ab», schrieb das Blatt.
Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch der restliche Handel der Preissenkung folgt. Denn die Molkereiprodukte gelten als Eckpreisartikel, an denen sich die Kunden bei der Preiswahrnehmung eines Händlers orientieren.
Allerdings ist ungewiss, wie lange die Verbraucherinnen und Verbraucher von den Preissenkungen profitieren werden. Laut «Lebensmittel Zeitung» erwarten die Molkereien ab Herbst wieder anziehende Preise. «Wir steuern auf eine Unterversorgung zu», zitierte das Blatt den Vorsitzenden des Milchindustrieverbandes (MIV), Peter Stahl. Mit einer Trendwende bei den Milchauszahlungspreisen rechnet dem Bericht zufolge für das zweite Halbjahr auch der Vorsitzende der Geschäftsführung von Sachsenmilch Leppersdorf, Mathias Hauer.
Keine schnelle Entspannung bei Lebensmittelpreisen
Handelsexperten rechnen trotz der jüngsten Preissenkungen bei Molkereiprodukten nicht mit einer schnellen Entspannung bei den Lebensmittelpreisen insgesamt. «So wie sich die Preissteigerungen in der Lebensmittellieferkette erst zeitversetzt in den Verbraucherpreisen bemerkbar gemacht haben, wird sich die Entspannung bei den Erzeugerpreisen erst nach und nach in den Lebensmittelverkaufspreisen sichtbar machen», sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Lebensmittel, Franz-Martin Rausch, der Mediengruppe Bayern (Mittwoch).
Handelsexperte Robert Kecskes vom Marktforschungsunternehmen GfK rechnet zwar damit, dass die Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln in diesem Jahr nicht mehr so hoch sein werden wie 2022. Dass die Preise auf breiter Front wieder deutlich sinken, hält er aber für eher unwahrscheinlich, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte. Mit Blick auf einen Großteil der Preiserhöhungen der vergangenen zwölf Monate urteilte er: «Ich vermute, das geht nicht mehr weg.»
Ursache für den Anstieg der Lebensmittelpreise seien die Kostensteigerungen in der gesamten Wertschöpfungskette – bei Rohstoffen, Energie und Verpackungen, betonte Rausch. Für den Handel seien dadurch nicht nur die Einkaufspreise gestiegen, sondern auch die Kosten für Transport und Logistik, für Heizung und Kühlsysteme hätten sich massiv erhöht. Dennoch habe sich der Handel bemüht, die Erhöhung der Verkaufspreise so gering wie möglich zu halten.