Ob einzelne Keulen, eine ganze Gans, ein Wildbraten oder Fisch an Heiligabend: Wer zum Fest nicht auf Fleisch oder Fisch verzichtet, braucht kein schlechtes Gewissen haben, kann aber dennoch auf Umwelt und Tierwohl achten. In diesem Sinne denkt jeder Dritte (knapp 31 Prozent) und achtet beim Weihnachtsessen auf Nachhaltigkeit.
Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Appinio für mydays unter 1000 Befragten ab 18 Jahren. Doch wie lässt sich die Nachhaltigkeit auf die Festtagsteller bringen? Experten geben Tipps:
1. Weihnachtsgans – möglichst aus Freilandhaltung
Viele verbinden das Festmahl mit einer knusprigen Weihnachtsgans. «Nur haben die meisten Gänse in ihrem Leben nie eine Wiese gesehen. Sie werden eingesperrt und innerhalb einer schnellen Mast von rund zwei bis vier Monaten zur Schlachtreife gebracht.» So erklärt Daniela Wannemacher vom BUND das Schicksal von Mastgänsen, die mit energiereichem und auch gentechnisch verändertem Eiweißfutter regelrecht gemästet werden.
Artgerechter wäre es, die Gans auf der Weide zu halten. Wannemacher empfiehlt deshalb Gänse mit Bio- oder Neuland-Siegel. Bei beiden Labels könne man sicher sein, dass die Gänse nur im Notfall Medikamente wie Antibiotika verabreicht bekommen. «Auch gentechnisch verändertes Futter ist hier verboten, und Auslauf für die Tiere ist garantiert», so die BUND-Agrarexpertin.
Wer keine Zwangsmast-Gans im eigenen Bräter haben will, sollte auch auf die Herkunft achten. So empfiehlt die Verbraucherzentrale, Bio-Gänse oder Fleisch von Gänsen mit der Bezeichnung «Freilandhaltung», «bäuerliche Freilandhaltung» oder «bäuerliche Freilandhaltung – unbegrenzter Auslauf» zu kaufen. Dann sei man auf der sicheren Seite, dass das Tier aus tiergerechter Haltung stammt.
Die deutsche Herkunft der Gans sollte erste Wahl sein, rät die Verbraucherzentrale. Denn während hierzulande die Gänsemast meist sechs Monate dauert, ist in Ländern wie Bulgarien, Frankreich, Polen und Ungarn eine kürzere Mast weit verbreitet. In nur 10 Wochen werden die Tiere mit konzentriertem Kraftfutter auf ihr Schlachtgewicht gemästet und als «Frühmastgans» oder «Junggänsemast» verkauft.
2. Wild aus heimischen Revieren
Ob Keule vom Reh oder Gulasch vom Hirsch – heimisches Wildfleisch kann man in der Weihnachtszeit in speziellen Fleischereien und auch manchmal an Fleischtheken von Supermärkten kaufen. Die Verbraucherzentrale rät allerdings nach der Herkunft zu fragen, da etwa 40 Prozent des Wildfleisches importiert werden. Man kann sich auch direkt an die heimischen Jäger oder Forstämter wenden.
Allerdings schränkt die Verbraucherzentrale ein: Wird Wild mit bleihaltiger Munition geschossen, kann Wildfleisch mit Blei belastet sein. Deshalb lautet eine Empfehlung vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: «Risikogruppen wie Kinder, Schwangere und Frauen im gebärfähigen Alter sollten kein Wild essen, das mit Bleimunition erlegt wurde.»
3. Karpfen statt Aal
Heiligabend kommt auch gern Fisch auf den Tisch. Beliebt als Weihnachtsfisch ist dabei Aal. Der ist aber vom Aussterben bedroht, worauf Daniela Wannemacher hinweist. Die BUND-Expertin rät daher zum Karpfen. Er sei nachhaltig, weil er meist aus heimischen Zuchtgewässern stammt und so den CO2-Ausstoß beim Transport gering hält.
Karpfen zu Weihnachten sei zudem eine uralte Tradition. «Im Mittelalter glaubte man, dass über den Augen des Karpfens ein winziges mondförmiges Steinchen zu finden sei – und wer es an Weihnachten entdeckt, dem sei es ein Glücksbringer», so Wannemacher.